Heute ist der Brand Geschichte, das Unternehmen brummt. Auf der Waage vor der riesigen Halle lassen Kipper im typischen Korn Rot-Orange ihre Lasten - Holzschnitzel, abgetakelte Christbäume oder den wertvollen Ersatzbrennstoff wiegen und machen dann Platz für Bagger, die andere Abfallarten wie Reifen oder Eisenschrott umschlagen.
Die Anfänge des inzwischen mittelständischen Unternehmens gehen auf das Jahr 1978 zurück. Damals war es noch ein Ein-Mann-Betrieb, erinnert sich Alexander Korn. „Vormittags hat mein Vater im Blaumann auf einem Dreiseitenkipper gesessen, nachmittags hat er im Anzug Kunden besucht. Die erste Vollbeschäftigung hat das Erdbeben vom 3. September 1978 gebracht.“ An diesem Tag wurden in Albstadt und Umgebung mehrere tausend Gebäude erheblich beschädigt. Bei einigen Dutzend waren die Schäden so gravierend, dass sie abgerissen werden mussten. „Da hat mein Vater praktisch Tag und Nacht mit seinem neuen Absetzkipper von MEILLER Schutt abtransportiert.“ Seitdem lässt Korn seine Fahrzeuge ausschließlich mit MEILLER Aufbauten ausstatten. „Wir sind mit der Qualität sehr zufrieden und das Preis-Leistungsverhältnis passt auch“, sagt Alexander Korn. „Und wenn ein Problem auftaucht, hilft MEILLER umgehend.“ Derzeit laufen bei Korn 16 Absetz- und Abrollkipper. Insgesamt hat das Albstädter Unternehmen mehr als 30 Kipperaufbauten bei der Münchner Firma bestellt.
Eingestiegen ins klassische Recycling Geschäft ist Korn im Jahr 1987, als die Wiederverwertung noch in den Kinderschuhen steckte. Damals hat man den Gewerbeabfall noch auf dem Boden ausgebreitet und händisch nach Schrott, Metall, Holz, Papier und Folien aussortiert. Anschließend wurden die verschiedenen Rohstoffe sortenrein der Wiederaufbereitung zugeführt. „Daran kann ich mich noch gut erinnern, weil ich das auch selbst gemacht habe“, sagt der jetzige Chef. Das Papier, neben Schrott in jenen Jahren der gängigste Abfall, wurde gepresst und an Papierfabriken geliefert. Die Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb, so Alexander Korn, erfolgte im Jahr 1996 und sechs Jahre später versuchte sich das Unternehmen das erste Mal als Produzent von Ersatzbrennstoff. „Der“, so Alexander Korn, „ist mittlerweile unser Hauptprodukt. Wir sortieren auf einer der weltweit modernsten Anlagen Gewerbeabfälle, Sperrmüll und Baustellenmischabfälle und zerkleinern das Ganze vollautomatisch. Heraus kommen Schrott, Metalle, Holz, Kunststoffe, Mineralik, und eben dieser begehrte Energieträger, der Fluff.“ Je nach Ausgangsmaterial ist der federleichte Stoff heller oder dunkler. Alexander Korn schwärmt geradezu von seinem hohen Wirkungsgrad. „Er kann fossile Brennstoffe vollwertig ersetzen und verbrennt restlos. Deshalb ist er der ideale Brennstoff für die Drehrohröfen von Zementwerken.“
Korn Recycling produziert jährlich rund 65.000 Tonnen davon, das ist der Extrakt aus etwa 100.000 Tonnen Abfall. Für den Transport ist Markus Korn mit seiner Rekotrans zuständig, die zweite Sparte im Hause Korn. Rekotrans versteht sich als Transportdienstleister und bietet ein weites Spektrum vom Schwertransport mit MEILLER Kippern bis hin zum Kehr- und Räumdienst für Kommunen. Bei vier bis fünf Monaten Winter auf der Schwäbischen Alb ist das ein lohnendes Geschäftsmodell.
Markus Korn spricht die Werte an, die das Ein-Mann-Unternehmen zu einer Firma mit rund siebzig Mitarbeiter/-innen und 14 Millionen Euro Umsatz haben wachsen lassen. „Unser Vater hat uns schon als Kindern Fleiß, Leistungswillen und Zuverlässigkeit beigebracht. So sind wir groß geworden und haben bereits als junge Leute Verantwortung übernommen, ja übernehmen müssen. Nicht wenige Tage beginnen zwischen vier und fünf Uhr morgens.“ Alexander und Markus Korn haben ein enges Verhältnis zu ihren Angestellten. Von vielen wissen sie Privates und manchmal beschreiten sie auch ungewöhnliche Wege. „Ich habe von einem italienischen Mitarbeiter gehört, dass ein Verwandter von ihm in Italien ein besonders guter Elektriker sein soll“, erzählt Alexander Korn. „Leider kann er kein Wort Deutsch. Ich habe ihn eingeladen und mit ihm zwei Wochen Probezeit vereinbart. Danach hätte ich ihm die Heimfahrt gezahlt. Der Mann ist tatsächlich exzellent und nun lernt er jetzt mit Hilfe seiner italienischen Kollegen und einem wöchentlichen Deutschkurs unsere Sprache.“
Diese Aufgeschlossenheit praktiziert die Unternehmensleitung auch nach außen. Nicht selten kommen Gruppen von Schulen und Universitäten zu Führungen nach Albstadt oder Studenten erhalten die Möglichkeit, Abschlussarbeiten mit einem Thema aus der Recyclingbranche zu verfassen. Manchmal schaut sogar Prominenz aus der ganzen Welt vorbei. „Es beeindruckt mich schon, wenn ein Oberbürgermeister einer sechs Millionen Stadt aus China hier sitzt und sich über unser Recyclingsystem informiert“, erzählt Wolfgang Kowalczyk. Doch auch bei Korn wird nicht nur gearbeitet. Also steigt in diesem Juli die “Recycling Art & Fashion Show“. Dann zeigen Models in der Maschinenhalle zwischen Treppen, Förderbändern und Sensoren Kreationen der Modefachschule Albstadt - natürlich aus Altmaterial von Korn Recycling. Vielleicht sogar eine neue Geschäftsidee?